Die Albatros-Dampflokomotive 498.104 ist wirklich ein beeindruckender Anblick. Mit einer Gesamtlänge von 25,6 Metern und in ihrem Königsblau mit strahlend roten Rädern hebt sie sich sofort von ihren Zeitgenossen ab. Die Albatros ist auch der letzte Zeuge einer technologischen Ära – die letzte große Express-Dampflokomotive vor dem Aufkommen von Diesel- und Elektrobetrieb auf den Hauptstrecken in Mitteleuropa.
Der Scanvorgang war herausfordernd, selbst für das erfahrene Team von Artzenal. "Wir mussten jeden einzelnen Schritt akribisch planen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen – das Aufteilen der Lokomotive in Abschnitte, die Arbeit an diesen gemäß täglicher Pläne und die Abhängigkeit von Wetter und Lichtbedingungen, um ein gleichmäßiges Profil zu erzielen", sagt Richard Dömös, Leiter der Scaneinheit bei Artzenal. "Wir mussten neue Prozeduren entwickeln, um das exakte Oberflächenmodell der stark glänzenden Oberflächen und Instrumente einzufangen."
Dömös fügt hinzu, dass das Team sechs Tage vor Ort damit verbrachte, alles unter den richtigen Bedingungen aufzunehmen, um ein enorm detailliertes und gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen.
Die Daten zusammenbringen
Eine weitere Herausforderung für das Team, die Hardware und die Software war die Verwendung der gewaltigen Menge gesammelter Daten – mehr als 700 GB – zur Erstellung eines korrekten Einzelmodells der Albatros-Dampflokomotive und des Kohlentenders in einem Aufwasch. Das Team musste eine gewaltige Menge Input abstimmen, um ein absolut präzises Ergebnis zu erzielen, das dem Original in jedem technischen Detail, in jeder Dimension entsprach. Trotz Nutzung von RealityScan und der größten Rechenleistung, die bei Artzenal je zur Anwendung kam, brauchte es dennoch mehrere Versuche – wobei jeder mehrere Tage für Ausrichtung und Datengenerierung benötigte –, um endlich ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, das dem majestätischen Original gerecht wurde.
Übertragung in die Unreal Engine
Das wichtigste Einsatzgebiet – die Albatros-Dampflokomotive als virtuelles Erlebnis zum Leben zu erwecken – erforderte die Übertragung der Rohdaten in ein optimiertes Format, um dieses in der Unreal Engine zu verwenden. Die Unreal Engine war aufgrund ihres leistungsstarken Grafikpakets die offensichtliche Wahl. Ein weiteres Argument war die Möglichkeit, ganz leicht Builds für unsere gewählten Zielplattformen erstellen zu können.
Damit wir in zukünftigen Anwendungsfällen schnelle Echtzeit-Performance erreichen konnten, ohne maximale Qualität auf entsprechend leistungsfähiger Hardware zu opfern, setzten wir uns anfänglich das Ziel, die 1,38 Milliarden Dreiecke des Rohmodells auf weit unter 5 Millionen Dreiecke zu verringern, sowie 150 Texturen und 36 Materialien, um ein Master-Echtzeitmodell zu erstellen.
Am Ende hat die Masterdatei der Albatros-Dampflokomotive und des Kohlentenders ein Mesh mit knapp drei Millionen Dreiecken und nutzt 150 Texturen und 36 Materialien. Diese Version läuft in der Unreal Engine mit stabilen 60 FPS auf Standard-PCs und stellt eine gute Grundlage für Optimierungen für unterschiedliche Ziel-Hardware-Setups dar.
An diesem Punkt wurde das einzelne Objekt-Quellenmodell in verschiedene Objekte und Untergruppen aufgeteilt. Zu diesem Zweck gaben Herr Veres und der Albatros-Club Artzenal eine ausführliche Führung und erklärten alle Funktionselemente der Lokomotive und die Steuerelemente des Führerhauses. Dies war gefolgt von einer Live-Vorführung, um die Bewegung sowie die Geräusche und Effekte aufzuzeichnen (Feuer, Rauch und Dampf), die beim Betrieb einer solch beeindruckenden Maschine entstehen. Dieses Material hilft dabei, den Betrieb der Lokomotive im virtuellen Erlebnis von Artzenal detailgetreu nachzubilden.
"Wir mussten von Anfang an die richtigen Entscheidungen treffen, ansonsten hätten wir später zum Rohmodell zurückkehren und Prozesse wiederholen müssen", sagt Petras. "Indem wir auf Erfahrungen aus der Spieleentwicklung und auf der Unreal Engine als Plattform aufbauten, nutzten wir Aufteilung und Optimierung als einen wichtigen Schritt, der uns ein 'Spielmodell' lieferte, das nun in unseren Echtzeit-Szenarien völlig dynamisch eingesetzt werden kann."
Virtuelle Zukunft der Albatros
Nachdem wir den wichtigen Meilenstein erreicht hatten, die Albatros-Dampflokomotive in der Unreal Engine reibungslos laufen zu lassen, arbeitet das Team nun an der Aufgabe, diese gewaltige virtuelle Maschine zum Leben zu erwecken.
Die nächsten Schritte umfassen das Hinzufügen der beabsichtigten Funktionen, Interaktionen und Bedienbarkeit sowie das Erstellen von Branches für die Nutzung auf den finalen Zielplattformen – 2021 will das Team die Albatros in die virtuelle Realität übertragen und hochwertige Projektionen als interaktive Erlebnisse erstellen. In der Kombination der visuellen Qualität von Scans und praktischer Vermittlung von Informationen und Bildung liegt großes Potenzial – in diesem Fall das Erleben einer Dampflokomotive in unterhaltsamen, spielerischen Szenarien.
Das VR-Szenario für die Albatros dauert etwa 10-15 Minuten, in denen die Nutzer sich der "kalten" Lokomotive nähern und sie betriebsbereit machen, indem sie eine Prüfung durchführen sowie Schmiere, Kohle, Wasser und Sand nachfüllen. Nachdem diese Aufgaben erfüllt sind, gehen die Nutzer in den Führerstand und entzünden das Feuer, bauen Druck und Dampf auf, setzen Ventile und Hebel und ziehen zum Schluss die Pfeife und fahren los – mit voller grafischer Darstellung, Geräuschen und Bewegungen.
Wie das Team bei Artzenal sagt: "Für uns ist dies die Essenz des virtuellen Kulturerbes – einem neuen Publikum Dinge digital zugänglich zu machen und vor allem Barrieren zu durchbrechen, indem wir wertvolle Inhalte und Wissen in ansprechender Form präsentieren."
Hinweis: Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Blogbeitrags war RealityScan unter dem Namen RealityCapture firmiert, wobei der Name des Unternehmens CapturingReality lautete.